Auch in Hessen wird in Büchern gemordet, Grund genug für mich dem Krimi Charlys Traum – Gratmanns erster Fall von Andreas Roeske eine kleine Buchsprechung zu widmen, schließlich liegt der Ort bzw. die Region Marburg, wo die Handlung vorwiegend spielt nicht weit von den Orten, wo ich gelebt habe und noch heute lebe. Regionale Geschichten und hier auch regionale Krimis erfreuen sich ja gerade in letzter Zeit sehr großer Beliebtheit, was sich sicherlich auch in dem Wunsch begründet einfach etwas Bodenständiges in Händen zu halten, auch dann, wenn es um den Krimi geht, denn man gerade liest. Gerne werden in Krimis mit Regionalbezug diese Verbrechen in Ostfriesland oder in Berlin oder in Oberbayern gelöst, umso erfreulicher, dass in Charlys Traum auch mal Hessen seinen Platz findet. In diesem Falle mit dem Schwerpunkt der bekannten und wunderschönen Studentenstadt Marburg.
Aber keine Sorge: man muss kein hessisch zum Lesen von Charlys Traum – Gratmanns erster Fall können und man muss auch nicht aus Hessen sein, um den Krimi mit Freude lesen zu können.
Charlys Traum – kein einfacher Fall
Ziel einer Buchbesprechung ist es ja nicht den Inhalt eines Buches komplett vorwegzunehmen (und dem Leser damit vielleicht die Spannung), aber kurz sollte man erwähnen, um was es geht. Im Mittelpunkt der Handlung stehen ein etwas zwielichtiger Speditionsunternehmer und zwei Polizeibeamte, welche sich nicht besonders grün sind. Ausgangspunkt der Story ist ein Mord, der auf dem Gelände des Speditionsunternehmens passiert und bei dem einer der Angestellten zudem niedergeschlagen wird. Spannend wird es nun bei der Frage, warum der Mord passiert ist. Hat es etwas mit dem Versuch des Speditionsunternehmers zu tun, für faire Arbeitsbedingungen seiner Fahrer zu sorgen, oder doch eher mit seinen zwielichtigen Geschäften, die er im Osten des Landes praktizierte und bei denen einer der beiden Polizisten vor seiner Versetzung nach Hessen bereits ermittelte. Und dann gibt es ja noch den am Tatort niedergeschlagenen Mitarbeiter und seinen Zwillingsbruder… oder gibt es eine ganz andere Geschichte, die zum Mord führte?
Wie man schon erahnen kann, ist jede Menge los und vor allem, weiß man nicht von vornherein alle Hintergründe und so bleibt der Spannungsbogen und die eigene beim Lesen jederzeit hoch. Hintergründe der Tat und um was es genau geht, erliest sich der Leser erst Seite für Seite und auch dann kann man ja auch immer auf der falschen Fährte sein, denn vielleicht hat das Verbrechen ja tatsächlich ganz eigene Hintergründe, Optionen liefert der spannende und gut erzählte Krimi genug.
Mein Gefühl beim Lesen von Charlys Traum
Beim Lesen von Charlys Traum habe ich mich auf den ersten Seiten etwas schwergetan in die Geschichte hineinzukommen, zumal es recht viele Akteure gibt und man ja erst mal einen Überblick gewinnen muss. Aber mit jeder Seite wuchs eigentlich die Begeisterung beim Lesen und dies, obwohl ich nicht mal ein ausgemachter Krimi-Fan bin. Durch die vielen Verknüpfungen der Akteure im Roman und immer neuer Erkenntnisse bleibt dabei beim Lesen die Neugier groß, Langeweile entsteht beim Lesen von Charlys Traum sicher nicht, dafür gibt es einfach zu viele Pfade, die sich auf jeder Seite auftun.
Der Schreibstil des Autors ist dabei recht flüssig und teils auch sehr bildhaft. Für den Marburger dürften die genauen Ortsangaben und Beschreibungen persönlich interessant sein, für alle anderen erleichtert es, sich beim Lesen ein Bild von Ort und eigentlich auch Handlung zu machen. Die wichtigste Figur im Roman ist sicherlich die des Hauptkommissars Gratmanns, der mitunter bei seinen Ermittlungen auch einen gewissen trockenen Humor zeigt, etwas was man sich hier und da vielleicht noch etwas ausgeprägter gewünscht hätte. Sein Kollege, mit dem er sich schwertut, ist dagegen wieder eher ein Einzelgänger und so lebt die Geschichte auch von den beiden Kommissaren und ihren doch sehr unterschiedlichen Ermittlungsmethoden und auch Charakteren.
Charlys Traum – ein verzwickter Fall
Der Krimi wird belebt durch sehr viele zwischenmenschliche Beziehungen und Verwicklungen, deren Vorgeschichten dem Roman ihren ganz eigenen Reiz geben und die Erzählung nicht nur beleben, sondern auch Teil der Krimihandlung sind, wodurch dem Lesen ein durchaus verzwickter Fall präsentiert wird, bei dem lange Zeit alles offenbleibt, etwas was nach meiner Meinung für einen guten Krimi wichtig ist. Man stolpert als Leser mit jeder Seite über neue, teils mysteriöse Hintergründe der beteiligten Personen, über die man mehr erfahren möchte, womit der Wunsch schnell weiterzulesen natürlich umso größer wird. Gerade die menschlichen Verbandelungen und manchmal auch Abgründe werden recht gut aufgezeigt, wie der Krimi sich ohnehin auch als Ganzes als sehr realistisch, eben aus dem Leben gegriffen, zeigt. Als kleine Kritik hätte ich mir nur manchmal ein klein wenig mehr Pfiff in den Dialogen gewünscht, gerade beim Hauptkommissar, dessen leichter Zynismus hier und da sehr elegant aufblitzt.
In der Summe ist Charlys Traum aber auf jeden Fall ein sehr gefälliger, spannender und gut zu lesender und kurzweiliger Krimi, der recht viel Lesevergnügen bietet, zumal es dem Autor gelingt den Spannungsbogen sehr lange offen zu halten. Ich bin zwar an sich kein so großer Krimi Fan, aber Charly Traum fand ich sehr ansprechend und das Lesen hat mir recht viel Spaß gemacht. Eine entspannte und gute Krimi-Lektüre, an der man seine Freude hat.
Charlys Traum
erschienen im Cividale Verlag
Umfang der Druckausgabe: 221 Seiten
Bezugsmöglichkeiten:
Charlys Traum als eBook bei Amazon (Kindle Format)
Charlys Traum als eBook bei eBook.de (epub Format)
Natürlich auch erhältlich als Druckausgabe
© Buchcover bei Cividale Verlag