Land auf, Land ab gibt es Tests, Bewertungen und Noten für eBook Reader. Sehr aktuell eine Bewertung der Computer Bild, bei der der Tolino Vision hauchdünn vor dem Kindle Paperwhite liegt, aber wir erinnern uns auch an einen Test der Stiftung Warentest, bei dem der Kindle Paperwhite knapp vor dem Tolino shine lag (den Tolino Vision gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht). Nun, wie ernst kann man einen Test nehmen, in dem die mangelnde Video Abspielfähigkeit von eBook Readern als allgemeines Abwertungskriterium verwendet wird? Als ob irgendjemand einen eBook Reader zum Abspielen von Videos nutzen würde, mit dafür auch völlig untauglichen Displays mit elektronischer Tinte. Aber auch auf Blogs wird fleißig gewertet, da gibt Punkte für dieses und jenes, da wird gewichtet, natürlich jeder mit seinem eigenen Bewertungssystem, welches natürlich völlig subjektiv. Heraus kommen dann Noten, welche suggerieren das Reader A besser ist als Reader B, was natürlich meist nicht ist.
Nun sind nicht alle Reader auf völlig gleichem Level. Aber selbst Reader, die vielleicht noch ein etwas weniger hoch auflösendes Display (e Ink Displays mit 800×600 Pixel) haben zaubern ein überraschend scharfes Leseerlebnis. Ein super Beispiel dafür das Standard Kindle für 49 Euro. Vom Schriftbild her steht dieser einem Kindle Paperwhite oder einem Tolino Vision kaum nach. Dafür fehlen ihm halt Features wie Touchscreen, Beleuchtung, Wifi – wem diese Features nicht wichtig sind, der findet hier einen guten Reader, selbst wenn dessen Bewertung wegen fehlender Funktionen bei allen Tests schlechter ausfallen würde. In diesem Falle sind es die Funktionen, die eine schlechtere Bewertung ergeben würde, obwohl der Reader in seinen Kernfunktionen (dem Lesen von eBooks) nicht wesentlich schlechter ist. Was nützt also hier eine Note?
Tolino Vision vs. Kindle Paperwhite: jeder hat seine Punkte
Das berühmteste Duell bei eBook Readern ist aber natürlich das zwischen Tolino Vision und Kindle Paperwhite. Auch hier bekommen beide Noten, die einen Unterschied suggerieren. Tatsächlich gibt es Unterschiede, die rechtfertigen aber nach unserer Meinung keinen Bewertungsunterschied. Wir können nicht sagen, welcher Reader besser ist und das wollen wir auch nicht. Wichtiger ist es aufzuzeigen, wo die Unterschiede liegen, denn sehr gut zum Lesen sind beide Reader. Der Kindle Paperwhite ist technisch einen Tick besser, das Schriftbild überzeugender und die Beleuchtung etwas ausgeglichener. Einen Tick, hauchdünn, denn sehr gut sind beide. Dafür hat der Tolino Vision andere Vorzüge, so fällt das Einkaufen bei verschiedenen Anbietern leichter, eBooks im ePub Format können quasi aus jeder Quelle gezogen werden, ohne das (manchmal auch nicht mögliche) Konvertierungen notwendig sind. Die Software des Tolino ist intuitiver nach unserer Meinung. So, jeder der beiden Reader ist technisch grundsätzlich sehr gut, und jeder der beiden Reader hat seine individuellen Vorteile. Keiner ist aber eindeutig besser, vielmehr muss der Kunde beim Kauf entscheiden, was für ihn selber wichtig ist.
PocketBook Aqua: individueller Vorteil kann jede Benotung in den Wind schlagen
Ein schöner Sonderfall ist der PocketBook AQUA Reader. Dieser hat einige Nachteile gegenüber dem Tolino Vision oder Kindle Paperwhite, ein etwas „schwächeres“ Display, keine Beleuchtung, dafür hat er eine Funktion, die kein anderer Reader bietet: er ist wasserdicht und gegen Staub/Sand geschützt. Das macht den Reader genial für den Urlaub, den Strandbesuch, den Baggersee oder das Schwimmbad, ja sogar für die Badewanne. Wie aber soll man diesen Feature-Mix in ein gerechtes Bewertungssystem einbringen? Vielleicht nicht der beste Reader, aber vielleicht der beste für bestimmte Anwendungszwecke.
Abwägen der eigenen Wünsche wichtiger
Sicherlich geben Benotungen Orientierung und sind jetzt nicht völlig unsinnig, aber ob nun Benotungsunterschiede von 0.1 oder 0.2 kaufentscheidend sind? Leser und Kunden mögen Noten eine erste gewisse Orientierung geben, wichtiger ist aber, dass man eher auf die Details und Unterschiede bei den Readern achtet und diese abwägt mit den eigenen Wünschen und Anforderungen, auf dieser Basis kann man dann eine vernünftige Kaufentscheidung für einen eBook Reader treffen. Und ein Trost: praktisch alle aktuellen Reader sind mindestens gut und absolut lesetauglich. Im Unterschied zu manch anderem Bereich kann man hier kaum eine echte Fehlentscheidung treffen.