Kaum ist ein neuer Reader wie der Tolino Vision (bei Thalia) eingetroffen, möchte man seine Erfahrungen natürlich auch in einem Test den Lesern mitteilen. Diesen Eindruck hatten wir ja schon in einem ersten Artikel hier wiedergegeben. Es braucht aber auch für den Blogger, der schon einige Reader in der Hand hatte, etwas Zeit, um sich wirklich ein Bild zu machen. Und genau dies soll dieser Erfahrungsbericht / Test nun widerspiegeln. Dies nicht nur rein technisch, sondern durchaus auch emotional betrachtet. Die technischen Werte kann man ja auf den Anbieterseiten im Detail nachlesen und sollen daher an dieser Stelle nicht im Vordergrund stehen, zumal technische Werte auch nicht alles wiedergeben, was wirklich zählt.
Hohe Erwartungen beim Tolino vision
Wer privat seinen Tolino shine wirklich auch aus Überzeugung einsetzt, so wie wir, der betrachtet den Nachfolger Tolino Vision natürlich besonders genau, denn die Erwartungen sind hoch. Und es hat auch tatsächlich etwas gedauert, sich mit dem Tolino Vision auch wirklich anzufreunden. Dies liegt für uns vor allem in der sehr guten Haptik des Tolino shine begründet. Es mag sein, dass nicht jeder vom Design des Tolino shine überzeugt ist, aber gerade der lange Hals macht das Halten und Lesen superkomfortabel, wie bei keinem anderen Reader.
Beim Tolino Vision hat man den Reader zu unserem Missfallen gekürzt. Ja, der Tolino Vision sieht viel schicker aus, aber der Haltekomfort mit einer Hand ist weniger gut. Besser immer noch wie bei den meisten anderen Readern, aber dem Tolino shine kann er nicht ganz das Wasser reichen. Mit einer Hand kippt er einfach leichter um, man hat nicht den ganz so sicheren Griff. Wir wünschten, man hätte auch beim Vision auf das Design gepfiffen und den langen Hals behalten. Aber gut… man gewöhnt sich an alles und nach fast drei Wochen fällt es auch nicht mehr ganz so ins Gewicht. Auch der neue sensorische „Home“ Button hat sich nicht als Problem erwiesen, die Hand lernt schnell, wo sie hingehört und wo nicht :)
Software: ausreichend, intuitiv bedienbar und schnell
Die Software selber ist ja weitgehend unverändert, sodass die Eingewöhnung kein Problem darstellt. Auch alle eBooks stehen dank der Cloud ja sofort zur Verfügung. Die Software zeigte sich schon beim Tolino shine sehr gut bedienbar und sehr stabil, hier zeigt der Tolino Vision keine Ausreißer. Die Software überzeugt – sicher würde sich hier und da mancher sich sicher noch das eine oder andere Extra wünschen, aber für de meisten „normalen“ Lesern sollte der Umfang der Softwarefunktionen mehr als ausreichend sein: Notizen, Wörterbücher, Verwaltungsfunktionen, Schrifteinstellungen und einiges mehr sollte den Bedarf abdecken.
Neue Funktionen beim Tolino Vision
Neu hinzugekommen ist eine Screenshot Funktion, welche man erhält, wenn man den Ausschaltbutton drückt. Nun kann mitunter recht nützlich sein. Etwa, wenn man Auszüge an ein anderes Gerät umleiten möchte, um den Auszug dort weiterzuverarbeiten oder auszudrucken. Die PIN-Eingabe kann nützlich sein, wenn man seinen Tolino Vision nicht unbedingt jedermann zugänglich machen möchte. Ebenso neu ist die Möglichkeit, dass man die Benutzersprache auf Englisch umstellen kann, praktisch für alle ausländischen Mitbürger, die die deutsche Sprache noch nicht ganz so sicher beherrschen. Vielleicht bereitet man den Tolino Vision aber auch für den Export vor, wer weiß.
Die Software ist vor allem eins: einfach und intuitiv zu bedienen. Hier hatte man schon beim Tolino shine gute Arbeit geleistet und das setzt sich auch beim Tolino Vision fort.
Lausig beim Thema PDF
Nicht überzeugen kann nach wie vor die Anzeigemöglichkeit von PDF Dateien, komfortabel ist es nicht und deswegen weicht man hier besser auf ein Tablet aus. Dies macht aber ohnehin Sinn, denn auch ein 7“ Tablet bietet mit 1“ mehr schon das gewisse Extra, was PDF – Dokumente zu lesen deutlich komfortabler macht. Das sinnvollste Gerät zu wählen für den jeweiligen Nutzungszweck macht immer Sinn – wir tippen diesen Text auch nicht unkomfortabel auf einem Tablet, sondern auf einem Notebook.
Tolino vision: schneller als der Shine
Der Tolino Vision ist gefühlt einiges schneller als der Tolino shine, was dem allgemeinen Wohlgefühl entgegenkommt. Beim normalen Lesen spielt dies natürlich keine große Rolle, beim Spielen oder Arbeiten aber schon. Die Akkuleistung können wir noch nicht abschließend beurteilen, alle Akkus benötigen mehrere Aufladezyklen, um ihre volle Kapazität zu erreichen, sodass hier eine Bewertung einfach nicht wirklich möglich ist und auch nicht fair wäre.
Im Gegensatz zum Tolino shine ist der USB Slot frei zugänglich. Das ist gut so, denn die Abdeckung beim Tolino shine fanden wir eher störend. Der Anschluss an den PC klappte dabei auf allen PCs / Notebooks selbst an einem USB 3.0 Slot problemlos. Manche Anwender berichten hier auch von Problemen, die wir mit unseren Geräten nicht bestätigen können. Der Zugriff auf den Tolino vision ist noch einen kleinen Tick einfacher als beim Shine, da man den Zugriff nicht mehr extra freigeben muss, nachdem man das Kabel mit dem PC / Notebook verbunden hat. Auch werden neue eBooks, welche auf den Reader kopiert wurden, immer zuverlässig nach Trennen der Bibliothek hinzugefügt.
Das Display des Tolino vision
Kommen wir zum Wichtigsten: dem Display. Sagen wir es so, wenn man jetzt drei Wochen den Tolino vision genutzt hat und wie ich gestern Abend mal (geschah aus Versehen) den Tolino shine zum Lesen mitnimmt, dann merkt man den Unterschied.
Ob man die Farbe des Display Hintergrundes nun als beige, papierfarben, oder wie auch immer beschreibt, ist unwesentlich, was aber sicher ist: der Tolino vision wird deutlich angenehmer und natürlicher vom Auge empfunden, es erinnert alles mehr an echtes Papier. Auch die Buchstaben wirken klarer und schärfer und eher wie oben drauf gedruckt, der gesamte Kontrast ist deutlich besser. Gerade nachdem man sich daran gewöhnt, fällt der Unterschied deutlich ins Gewicht – der Tolino shine hat zwar ein durchaus sehr gutes Display, wirkt aber doch deutlich kälter und digitaler im Vergleich zum Tolino Vision. Da gewöhnt man sich an den Tolino Vision und das macht dann auch Spaß.
Ghosting beim Vision?
Es gibt ab und an ein gewisses Ghosting beim Tolino vision, dies auch durchaus sporadisch und mitunter sogar nicht mal reproduzierbar. In der Regel bei Menüs, weniger beim Lesen von Text. Dies ist auf unserem Testgerät aber kein wesentliches Problem und verschwindet auch recht schnell, es tritt auch nur selten auf. Mitunter kann man auch ein gewisses Verblassen der Buchstaben bei eingeschalter Beleuchtung erkennen. Dies ist stark abhängig – nach unseren Beobachtungen – auch vom Umgebungslicht, ist aber auch nicht wirklich dramatisch und lässt sich auch leicht wegblättern.
Ein Wort zu Foren, wenn an diesen Punkten Kritik geübt wurde: man kann nicht ausschließen, dass nicht alle Tolino Visions völlig baugleich sind, aber im Allgemeinen empfinden wir die geübte Kritik als etwas übertrieben. Man darf auch nicht vergessen: es gibt nur wenige Forenbeiträge, aber sehr viele verkaufte Tolino Visions. Zufriedene Nutzer erfreuen sich halt am neuen Reader, aber posten nicht. Bedenkt man, wie wenige Forenbeiträge es gibt, kann man davon ausgehen, dass die meisten bisherigen Käufer doch eher sehr zufrieden sind. Es wird halt auch von manchen über eher kleine Probleme gerne sehr viel gemeckert. Nicht zuletzt ergeben praktisch alle Testberichte zum Tolino Vision ein recht übereinstimmendes gutes Ergebnis.
In einem Fall konnte man sogar einen identischen (negativen) Bericht als Kommentar auf verschiedenen Seiten lesen. Nun, normale Nutzer schreiben Rezensionen normalerweise spontan und posten nicht identische, vorgeschriebene Texte auf verschiedene Seiten. Daher Vorsicht mit Rezensionen, auch bei anderen Produkten. Man weiß nicht über die wahren Intentionen und nicht zuletzt: manche lieben halt einfach das Negative.
Wir mussten ein wenig warm werden mit dem neuen Tolino vision, was auch an den hohen Erwartungshaltungen lag, aber einmal eingewöhnt, möchte man ihn einfach nicht mehr missen, auch der Sprung vom Tolino shine ist deutlich größer als man zunächst denkt, aber das merkt man erst nach einigen Wochen, wenn man dann mal wieder den „alten“ auspackt.
Tolino vision: nicht perfekt, aber sehr gut
Perfekt ist der Tolino vision deswegen nicht: die Beleuchtung könnte noch einen Tick besser werden, die Schriftarten feingetunt, das kleine Ghosting, welches hier und da auftritt, könnte ruhig verschwinden – aber was ist schon perfekt? Das ändert aber nichts daran, dass wir den Tolino vision für den aktuellen besten eBook Reader halten, zumindest im ePub Bereich. Keine Liebe auf den ersten Blick für uns, aber auf den Zweiten :) Ein toller Reader mit kleinen, aber verzeihbaren Macken und hoher emotionaler Bindung zum Nutzer, man gewöhnt sich halt einfach an ihn.
Den Tolino Vision gibt es für 129 Euro bei verschiedenen Anbietern, wie Thalia.de oder hier bei Hugendubel
Tipp: Aktuelle eBook Reader und Tolino Angebote und Bundle Aktionen finden Sie immer auf dieser Seite
Auch nützlich: Zubehör für den Tolino Vision (Taschen, Ladeadapter, Displayschutzfolien) in der Übersicht